Trachtenverein Bietigheim e.V.

Die Weinbauerntracht

 

Diese Sonn- und Festtagstracht wurde von den Wein­gärtnern im unteren Enztal, zu der auch unsere Bietigheimer Tracht gehört, vom 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts getragen. Die Enz entspringt im Nordschwarzwald bei Erzgrube und mündet in Besigheim in den Neckar. Diese Region wurde sehr stark von den Trachten des Nordschwarzwaldes geprägt. Durch die Flößerei kamen die Schwarzwälder Einflüsse in die Weinbauerntracht. Das wird an der Art des bestickten Samtstoffes, den Rosenmustern der Schürzen sowie an den Bändelhauben mit den wertvollen Seidenmoirébändern deutlich. Artverwandte Formen dieser württembergischen Kleider­form findet man auch im Remstal, im Schwäbischen Wald und im nördlichen Schwarzwald. Die Annahme, dass es sich um eine bäuerliche evangelische Tracht handelt, ist erkennbar an den hoch­geschlossenen Hemden und dem Miederschnitt der Frauen. Durch das Marktrecht ab 1364 durch Kaiser Karl IV wurde Bietigheim zu einer reichen Stadt, da sie mit dem Wein- und dem Holzhandel große Märkte abhalten konnte. Die begehrten Tannen aus dem Nordschwarzwald kamen mit den Flößern bis nach Bietigheim und wurden von hier aus zu den Baustellen der Ludwigsburger Schlösser ­weiter transportiert. Dies führte zu einem gewissen Reichtum. Deshalb wurde in der Stadt Bietigheim selbst sehr früh die Tracht als bäuerliches Kleid abgelegt. Man gab sich städtisch gekleidet. Nur im Umfeld von Bietigheim (heutiger Stadtteil Metter­zimmern) erhielt sich die bäuerlich Kleidung noch einige Zeit.

 

Die Frauen der Wengerter (Weinbauern) trugen über ihrem dunklen Wiflingrock eine Seidenschürze mit großen Blumenmotiven. Das Mieder war aus handbesticktem Samt. Das wertvollste Stück der Frauentracht war die Bändelhaube, mit ausgesticktem Bödele und den langen wertvollen Seiden­moirébändern. Zum Kirchgang wurde noch der Spenzer getragen.

 

Die jungen Männer trugen eine kurze dunkelblaue Jacke und eine Kappe mit Bieber- oder Fuchsfell verziert. Zum Kirchgang der verheirateten und gestandenen Wengerter gehörte der wadenlange Kirchenrock mit zwei Reihen Silber­knöpfen (dem sogenannten Schwabenspiegel) sowie der in Württemberg übliche Dreispitz. Das rote Leible, das den Bauernstand in Württemberg prägt, zeigt durch die 18 Silber­knöpfe den Reichtum des Trägers an. Unterm Leible trug man ein Leinen­hemd und dazu das sogenannte Kroatentuch, das unter dem Hemdkragen getragen wurde um den Kragen zu schonen. Teilweise wird auch ein schwarzer breiter Samtbändel als ­Krawatte auf dem Hemd getragen. Zur schwarzen Lederhose trug man den gefalteten Schaftstiefel oder einen Schnallenschuh.